“In welches Dorf habe ich mich verirrt? Ist denn hier ein Schloss?”
– Samuel E., Circusdirektor, in „Das Schloß“ von Franz Kafka

Circus und Theater, das Nomadische und das befestigt Städtische, Trivial- und Hochkultur, Körperliches und Geistiges gehörten lange Zeit zusammen.
Dann dirigierte Sir Napoleon höchstpersönlich die Trennung 1806 von seinem Schlossbalkon. Waren das Vagabundieren, die Wahrsagerei, das Tierische – kurzum der Circus – zu gefährlich geworden?

Die Theatergruppe glanz&krawall konnte noch einen Familien-Wandercircus aus dieser Jahrhunderte alten Tradition ausfindig machen: Circus Magic aus Zossen. Die Zirkus- und Theatermenschen lebten eine Weile zusammen, haben die Tiere gemistet und gefüttert, beim Grillen zusammen gesessen, den Circus abgebaut, verladen und wieder aufgebaut und wieder abgebaut, verladen und aufgebaut. Und sie haben zusammen Circusnummern zur deutschen Wiedervereinigung probiert. So ist der gemeinsame Abend ein Zusammenspiel aus Circus, Theater, Theorie und Verwandlung geworden.

Nun bauen sie die Manege unter freiem Himmel in der neuen Mitte der Stadt, im Schlüterhof des Humboldt-Forums auf. In fünf abendfüllenden Shows entsteht ein Verhandlungsraum über die Aushandlungsprozesse der Wendezeit 89/90 und über längst vergessene Seelen und verschüttete Utopien. Basierend auf Zeitzeug*innen-Gesprächen setzt WENDECIRCUS. Die Palast-Edition! eine ungehörte und unerhörte Sicht auf die Wende als Revue in Szene.

Elf Artist:innen, Opernsänger:innen, Tänzer:innen, Schauspieler:innen, Jazz-Schlager- und Punkmusiker:innen, inoffizielle Mitarbeiter:innen, Raubtierdompteur:innen, ein Golden Retriever und ein Halleluja werden inmitten von Stein, Prunk und Asphalt daran erinnern, dass vor dem Schloss mal ein Palast war und vor dem Palast ein Schloss und vor dem Schloss irgendwann eine Wiese und auf dieser Wiese ein Circus. Dieser fliegende Bau war immer schon da und sah wie eine Welt um ihn herum, sich befestigte und ihre Grenzen zog. An fünf Terminen im Mai 2022 startet der WENDECIRCUS im Bauch des Ungeheuers ein mauersprengendes Abrissunternehmen.

Premiere: Do, 12. Mai 2022 um 19 Uhr @ Schlüterhof, Humboldt Forum, Berlin (ehem. Palast der Republik)
Weitere Vorstellungen: Fr, 13. Mai 2022 um 19 Uhr @ Schlüterhof, Humboldt Forum
Sa, 14. Mai 2022 um 14 Uhr & 19 Uhr (2x!) @ Schlüterhof, Humboldt Forum
So, 15. Mai 2022 um 16 Uhr @ Schlüterhof, Humboldt Forum

Mit Special Guests a.k.a. Zeitzeug:innen OST – WEST:
Monika Freinberger (Schauspielerin, Darstellende Künstlerin), Anica Happich (Theater- und Fernsehschauspielerin, Leiterin PHOENIX Theaterfestival Erfurt), Uwe Köhler (Künstlerischer Leiter Theater Titanick), Felix und Florian Loycke (das Helmi Puppentheater), Tom Mustroph (Reisender in Sachen Kunst & Sport), Ingo Oberdorf (DDR-Oppositioneller, Kneipier), Nolundi Tschudi (Regisseurin, Schauspielerin, Performerin, Sängerin), Stefan Weyerer (Musiker, Frontmann der Band KUPFER)

MIT Benjamin Buder, Dennis Depta, Anjali Endres, Jeffrey Endres, Jesse Endres, Lisa Heinrici, Vera Maria Kremers, Vivian Lauenburger, Bunny Vellocet, Ingolf Müller-Beck, Marielle Sterra

KONZEPT & KÜNSTLERISCHE LEITUNG Dennis Depta, Marielle Sterra (glanz&krawall)
REGIE Marielle Sterra
CO-REGIE Dennis Depta & Bunny Vellocet
DRAMATURGIE Simon Kubisch
KOSTÜME & REQUISITE Sophie Schliemann
LICHTDESIGN Josef Maaß

PRODUKTIONSLEITUNG Nils Brabandt
PRESSE Barbara Gstaltmayr
SOCIAL MEDIA Marc Nikoleit
GRAFIK Bunny Vellocet

FOTOS Peter van Heesen